Luther war gewiß kein einfacher, selbstzufriedener Mensch. Mein Stück handelt von seinen Kämpfen und schließlich vom Sieg der Glaubensgewißheit. Es beginnt mit grüblerischen Seufzern in einem vagen, inhaltsleeren Klangraum. Ein Streichquartett intoniert „Nun komm’ du Heiden Heiland“, die Bitte um Glaubenskraft. Der starre Raumklang löst sich hoffnungsvoll auf, und die Seele ist frei zu spielerisch-kämpferischen Variationen, die sich jedoch bald zu panikartiger Angst steigern und im berühmten Blitzschlag entladen, der Luthers Leben von Grund auf verändern sollte. Die Tonalität gerät ins Wanken, Zeichen der seelischen Veränderung; da hinein die flehentliche Bitte „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“, „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ erklingt, jedoch nicht choralartig sondern in zerklüfteten Fetzen, in dramatischer Ruhelosigkeit. Tief innen ertönt inständig „Verleih uns Frieden gnädiglich“, immer wieder gestört durch die innere Unruhe, die jetzt wieder die Oberhand gewinnt und sich nochmals zu hektischer Angst steigert. Zuflucht bietet das Vaterunser, leidvoll intoniert und am Ende in Ruhe und Geborgenheit mündend. Nun ist der Weg frei zu Lebenslust und –freude: „All Morgen ist ganz frisch und neu“ schließlich vereint mit dem Vers „Das Reich muß uns doch bleiben“.
George Alexander Albrecht
Bettina Schmidt und George Alexander Albrecht im Gespräch über das Werk
Rund um den Blitz von Stotternheim – Kammerphilharmonie Amadé, Leitung Frieder Obstfeld
Kammerphilharmonie Amadé, Leitung Frieder Obstfeld