Gesänge nach Texten aus dem Konzentrationslager Buchenwald

Gattung
Lied
Besetzung
Bass-Bariton, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier
Dauer
10 Minuten

Gedanken zum Werk

„Das Werk entstand, angeregt durch die Gedichtsammlung „Der gefesselte Wald“ von Wulf Kirsten und Annette Seemann, zum Anlass des 70. Jahrestags der Befreiung Buchenwalds. Die Texte werden in französischer Sprache gesungen. Der letzte Gesang trägt das Datum 12. April 1945, dem Tag der Befreiung.

Durch die Auswahl der Texte von Buchenwald- Häftlingen wollte ich vier verschieden Seelenzustände zum Klingen bringen:

– Sehnsucht nach der Mutter und nach der Heimat
– Zorn angesichts des todbringenden Unrechts
– Verlassenheitsangst
– „Jubel“ über die Befreiung“

Text
Yves Boulogne: Renouveau

Ô ma mère très douce au cœur jamais lassé,
Pourquoi tant de soleil, pourquoi tant de jeunesse,
Puisque tu n’es plus là et que Dieu n’est plus là, et que Dieu n´est plus Dieu?

Très loin, vers l´horizon, c´est là que tu dois vivre
Au village de paix blessé par le passé,
Dans les vagues du vent doit encore chanter
L´âme des juste, morts au service des hommes.

C´est vers toi que je vais te porter la souffrance,
O mère de douleur longuement torturée.
Le bleu n´est vraiment bleu que dans tes yeux de France,
Le soleil est si beau qui joue dans ton azur.

Un jour, proche il est vrai, je baiserai ton front
Nourri de tous les sucs de l´humaine misère;
O mère, accorde-moi le geste fraternel,
Pour qu´au-delà des morts me sourisse le ciel.

Ady Brille: Caron

Caron! Pousse ta barque…
On se presse sur les bords du Styx
Pourtant ceux-lá
Ont trouvé l´enfer sur la Terre

Saint Pierre, ouvre tes portes:
Dieu leur doit leur part de paradis.

Richard (Ledoux): Poème du coeur

Ne pars pas déjà, mon Frère
Je n´ai plus rien … plus que toi!
Aie pitié de mon émoi …
Écoute un peu ma priére … !

Oui … Tu ne fais pas la loi
Mais tu vois bien ma misère.
Ne pars pas déjà, mon Frère,
Je n´ai plus rien … plus que toi!

Si tu pars, je désespère
Ta présence était ma Foi,
J´ai peur, j´ai peur … oh! J´ai froid
Regarde donc en arrière …
Ne pars pas … déjà … mon Frère.

André Verdet: Le chant (11. April 1945)

J´écoute dans mon chant la lumière qui chante
La plus belle chanson qu´on n´ait jamais chanté
Dans ce chant qui m´enchante et lui-même s´enchante
De s´entendre chanter en étant enchanté

Je respire la rose en ce chant et la rose
Plus rose d´être rose en ce cercle enchanté,
S´enchante d´être un chant parmi de simples choses
Enchantées d´être ensemble un chant de liberté.

Deutsche Übersetzung: Annette Seemann:
Yves Boulongne: Erneuerung

Oh Mutter, du Zärtliche, niemals herzlos,
warum so viel Sonne, so viel Jugend:
Da du nicht mehr da bist und Gott nicht mehr Gott ist?

Sehr weit, am Horizont: da wirst du wohl leben,
im Dorf des Friedens, verletzt durch das Damals.
In den Wellen des Windes mögen die Seelen Gerechter
Noch singen, gestorben im Dienste der Menschheit.

Zu dir werde ich es tragen, dass Leid,
Oh Mutter des Schmerzes, lange Gequälte.
Blau ist nicht blau, nur in Frankreichs Augen: Deinen.
Die Sonne spielt schön in deinem Azur.
Bald kommt sicher der Tag und ich küss deine Stirn
Getränkt von den Säften des menschlichen Elends.
Mutter, gewähr mir diese herzliche Geste,
damit mir jenseits der Toten der Himmel lacht.

Ady Brille: Charon

Charon! Voran, Charon, mit deinem Boot…
Am Ufer des Styx wird es eng
freilich, jene hatten schon
die Hölle auf Erden gefunden

Heiliger Petrus, mach auf die Tür:
Gott schuldet ihnen ihr Teil vom Paradies.

Richard (Ledoux): Herzgedichte

Geh nicht schon fort, Bruder,
ich hab doch nichts mehr… nur noch dich!
Erbarm dich meiner Unruhe…
Und hör dir mein Gebet an… !

Ja… Du machst nicht das Gesetz,
aber du siehst doch mein Unglück.
Geh nicht schon fort, Bruder,
ich hab doch nichts mehr… nur noch dich!

Wenn du gehst, ist die Hoffnung dahin.
Du warst da und warst mein Glaube,
ich habe Angst, Angst… ach! und kalt ist mir,
Schau doch zurück…
Und geh nicht… noch nicht… Bruder

André Verdet: Der Sang (11. April 1945)

In meinem Gesang hör ich den Klang des Lichts
Der schönste jemals gesungene Sang
Mich und sich selbst fängt dieser Sang
Durch das Hören des Sangs im Moment seines Klangs

Ich atme sie ein, die Rose, während des Sangs
Und sie, in diesem gefangenen Kreise
Ist mehr noch Rose als Rose
Gefangen davon, Sang zu sein, unter einfachen Dingen
Zusammen gefangen als – Freiheitssang