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George Alexander Albrechts Kompositionsstil ist vielleicht am ehesten als neo-romantisch zu bezeichnen. Lustvoll schreibt er in Dur und Moll, wobei ihm alle Errungenschaften der Moderne zur Verfügung stehen, dort, wo es der Text oder das Drama verlangt.
„Grundlage meines Schaffens ist die Liebe zur menschlichen Stimme. Gesanglichkeit ist das Ideal meiner Instrumentalkompositionen, das sich mir besonders im Orchesterklang vollendet.“
Seine erste Komposition schrieb George Alexander Albrecht im Alter von 11 Jahren im Oktober 1946. Es war ein Lied, und das war naheliegend, denn die menschliche Stimme war und ist das Instrument seines Lebens. Albrechts Mutter besaß einen gut ausgebildeten Sopran und eine glühende Liebe zur Musik. Ihr Gesang wurde sein Urerlebnis. „In der Kindheit und eigentlich mein ganzes Leben lang hatte ich immer Musik im Kopf und habe mich oft gefragt „Wie halte ich das nur aus?“ Albrechts Vorbild war in dieser Zeit Johann Sebastian Bach; während alle im Hause noch schliefen, schrieb er jeden Sonntag eine Kantate für unterschiedlichste Besetzungen.
Schon als Chorknabe der Bremer Liebfrauenkirche erhielt George Alexander Albrecht Kompositionsaufträge von seinem damaligen Chorleiter Harald Wolff und komponierte für die Schule unter anderem eine Bühnenmusik zu Leonce und Lena, die unter seiner Leitung aufgeführt wurde. Es folgte ein Concertino für Geige und Orchester, das er als Solist mit dem Schulorchester aufführte sowie ein großes Melodram für Sprechchor und Orchester nach Schillers Ballade Das Lied von der Glocke.
„Je mehr ich Geiger wurde, desto mehr schrieb ich für die Geige“, doch es folgten auch Werke für Klavier, Kammermusik und mit Der rechte Barbier eine erste kleine Oper nach einem Gedicht von Adelbert von Chamisso. Inzwischen war Albrecht Konzertmeister des Kammerorchesters Hermann Grevesmühl und dirigierte dort im Juni 1949 sein erstes Konzert.
„Für mich war Dirigieren und Komponieren immer eine Einheit, bis hin zu Wilhelm Furtwängler waren Komponist und Dirigent eigentlich immer eins.“
1954 erhielt Albrecht den renommierten Ersten Preis „Prix d’excellence“ der Accademia Chigiana in Siena/Italien. Als Folge konzentrierte sich nun alles auf das Dirigieren, was ein intensives Klavierstudium mit sich brachte. Eine prägende Persönlichkeit dieser Jahre war sein Klavier- und Kompositionslehrer Rudolf Hindemith, der Bruder von Paul Hindemith.
Mit der Erkrankung an Tuberkulose im Jahr 1956 erlitt der junge Musiker einen großen Einbruch. Die Krankheit, damals noch unheilbar, fesselte ihn ein ganzes Jahr ans Bett, jedoch kam sein Kompositionslehrer Albert Barkhausen zweimal die Woche zum Hausbesuch und gab ihm anspruchsvolle Kontrapunkt-Aufgaben: Kanons, Fugen und Doppelfugen. Im Alter von 22 Jahren hatte George Alexander Albrecht bereits 116 Werke komponiert. In dieser Zeit schrieb er auch sein erstes Streichquartett, das noch heute zu den herausragenden Werken seines Oeuvres zählt.
Die Bewerbung bei Konzerte Junger Künstler vom Krankenlager aus war eigentlich verzweifelter Übermut gewesen. Als er tatsächlich einen Termin zum Probedirigieren erhielt, wurde zeitgleich das rettende Medikament Penicillin erfunden – das Fieber sank und die Kräfte kehrten zurück. Das Dirigat war ein voller Erfolg und so wurde George Alexander Albrecht 1958 in die renommierte Bundesauswahl der Konzerte Junger Künstler aufgenommen.
Eine Vakanz brachte den 24-Jährigen als Korrepetitor ans Theater Bremen, wo er gleich im nächsten Jahr 2. Kapellmeister und etwas später Erster Kapellmeister wurde. Es folgten vier Jahre in gleicher Position am Opernhaus Hannover; 1965 wählte ihn das Orchester zum Chefdirigenten des Niedersächsischen Staatstheaters. Mit 29 Jahren war George Alexander Albrecht damals der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands.
Von nun an widmete er sich ausschließlich dem Dirigieren. Hinzu kam die Leitung des Dreispartentheaters der Landeshauptstadt Hannover. Albrecht konnte die Stellenanzahl des Orchesters vergrößern, einen fundamentalen Akustikumbau des Opernhauses initiieren und schließlich sogar für ein Jahr kommissarisch die Intendanz übernehmen. Künstlerische Schwerpunkte dieser Jahre waren die Symphonien Gustav Mahlers (Albrechts Einführungsvorträge sind als Buch erschienen) und Anton Bruckners; in der Oper nahezu das Gesamtwerk Richard Wagners und alle großen Mozartopern. Auch die Moderne lag Albrecht am Herzen und so dirigierte er viele Uraufführungen und zeitgenössische Musiktheaterproduktionen: unter anderem mit großem Erfolg Troades von Aribert Reimann, Die Soldaten von Bernd Alois Zimmermann und eine vielbeachtete Produktion von Arnold Schönbergs Moses und Aron in Hannover und Leipzig (Regie George Tabori).
1993 verließ Albrecht die Staatsoper Hannover, um sich zunehmend Gastdirigaten zu widmen. Von 1990 bis 1995 war er Ständiger Gastdirigent an der Semperoper Dresden. Dem Ruf nach Weimar 1996 als Generalmusikdirektor des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar folgten weitere Jahre erfüllten Schaffens und zudem umfangreiche Gastspielreisen und CD-Produktionen. 2002 wurde Albrecht Ehrendirigent der Staatskapelle Weimar.
Im Laufe seiner Karriere war George Alexander Albrecht Gastdirigent u.a. der Berliner und Münchner Philharmoniker, der Bamberger Symphoniker und des Gewandhausorchesters Leipzig. Er dirigierte sämtliche deutsche und italienische Rundfunk-Orchester. Seine Gastspiele führten ihn zu den Salzburger Festspielen, regelmäßig nach Paris, nach Madrid, New York, St.Petersburg, Tokyo, Wellington, Warschau und Prag. Besonders gerne erinnert sich Albrecht an seine Gastspiele an der Wiener Staatsoper, wo er Der Fliegende Holländer, den Ring des Nibelungen, sowie mehrfach Parsifal dirigierte.
1985 wurde er mit der Gustav-Mahler-Goldmedaille der Internationalen Mahler-Gesellschaft Wien geehrt. 1998 erhielt Albrecht das Bundesverdienstkreuz und wurde im Jahre 2001 mit dem Wilhelm-Furtwängler-Preis der Musikfestspiele Baden-Baden ausgezeichnet. Für die Neuproduktion von Richard Wagners Der fliegende Holländer an der Opera Australia in Sydney und Melbourne erhielt Albrecht im Jahr 2005 den Conductors Award in der Kategorie Oper vom australischen Kritikerpreis Green Room Award. Eine Honorarprofessur verbindet ihn mit den Musikhochschulen in Hannover und Weimar.
Der Abbruch aller kompositorischen Tätigkeit in Albrechts Jugendzeit lässt sich durch Theodor Adornos Diktum „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“ erklären. Albrecht selbst sagt „Das lyrische Ich des 20. Jahrhunderts war traumatisiert. An tonales Komponieren war nicht zu denken.“ Ein Halbjahrhundert später beginnt er wieder zu komponieren, beflügelt von Hans Werner Henzes Ausspruch „Anything goes!“. Atonale Zwölfton- oder serielle Musik begeisterten ihn zwar intellektuell und als Dirigent, als Komponist jedoch glaubt Albrecht an das Naturphänomen der Obertonreihe.
Im Jahr 2009 nahm er seine Arbeit als Komponist wieder auf. Für seine Töchter schrieb er ein Streichtrio, es folgte ein Klavierquintett. Silvius von Kessel erteilte ihm den Auftrag, für den Dombergchor Erfurt eine Motette über das Leben der Heiligen Elisabeth zu schreiben. Zum 40jährigen Jubiläum der Deutschen Streicherphilharmonie 2013 bat ihn Michael Sanderling ein Werk zu komponieren, Passacaglia und Allegro. Weiter entstanden viele Klavierlieder und Gesänge in verschiedenen Besetzungen nach Gedichten von Paul Celan, Gerhart Hauptmann, Gerhard Altenbourg, Ernst Barlach, Erich Kästner (Die 13 Monate) und ein Zyklus nach Texten aus dem Konzentrationslager Buchenwald. Im Jahr 2012 schrieb Albrecht die Oper Die Schneekönigin. Das Werk wurde 2015 im Deutschen Nationaltheater Weimar uraufgeführt und 20mal gespielt. Seine Komposition Himmel über Syrien entstand 2015 unter dem Eindruck des syrischen Krieges. Das Werk hat die Dresdner Philharmie zu einem Kompositionsauftrag Requiem für Syrien bewogen. Die Uraufführung unter Michael Sanderling fand im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele am 3. Juni 2018 statt. Albrechts 1. Sinfonie „Sinfonia di due mondi“ wurde zur Eröffnung des Kunsfest Weimar am 25. August 2019 von der Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Marc Albrecht uraufgeführt.
George Alexander Albrecht verstarb am 21.12.2021 auf Gut Achberg in Oberbayern.
Sein Kompositionsstil ist vielleicht am ehesten als neo-romantisch zu bezeichnen. Lustvoll schreibt er in Dur und Moll, wobei ihm alle Errungenschaften der Moderne zur Verfügung stehen, dort, wo es der Text oder das Drama verlangt. „Grundlage meines Schaffens ist die Liebe zur menschlichen Stimme. Gesanglichkeit ist das Ideal meiner Instrumentalkompositionen, das sich mir besonders im Orchesterklang vollendet.“
„Grundlage meines Schaffens ist die Liebe zur menschlichen Stimme. Gesanglichkeit ist das Ideal meiner Instrumentalkompositionen, das sich mir besonders im Orchesterklang vollendet.“